Liebe Nettelnburgerinnen und Netteln­burger, liebe Gemeindeglieder!


Freude verbindet sich mit dem Osterfest. Freude, dass Traurig­keit und Tod überwunden sind; Freude darüber, dass eine neue Gemeinschaft mit denen ent­steht, die glauben und erleben: Jesus lebt! „Das Alte ist vergangen, sie­he Neues ist geworden“ schreibt Paulus deswegen in einem seiner Briefe. Es ist eine Freude, die in Bewegung bringt und das Herz berührt und erfüllt.

Das Geheimnis dieser Freude zeigt sich in einer Szene zwischen Maria Magdalena und Jesus. Sie begegnen einander vor dem Grab, aus dem Je­sus auferweckt wurde. Als Maria M. den Auferstandenen berühren will, geht der auf Distanz und sagt streng: „Rüh­re mich nicht an!“ Denn das wäre ein Zurück in alte Zeiten. Mit der Auferste­hung ist aber Neues angebrochen. Der Wirkungskreis der Sendung Jesu wird erweitert. Distanz und Nähe, Erschei­nen und Verborgensein Jesu führen zu neuer Begegnung mit der Gegenwart Gottes.

In Coronazeiten merken wir, was Dis­tanz bedeutet. Berührung ist uns der­zeit nur mit unseren Allerliebsten mög­lich, also vor allem in der Familie. In Beruf, Schule, Freizeit, ja selbst in der Gemeinde gilt es, Distanz zu halten. Dadurch schauen wir genauer, worauf es uns ankommt. Wer im Distanzunter­richt ist, muss sich konzentrieren. Der Abstand fordert heraus, selbst aktiv zu werden. Wer sich in einem Video-Chat nicht aktiv einbringt, bleibt schnell außen vor. Meldet sich keiner zu Wort, herrscht schnell bedrückendes Schweigen. Di­stanz fordert heraus, selbst et­was zu tun und zu sagen. Es ist keine Frage, dass ein Handschlag, ein Schulterklopfen oder eine Umarmung unterstreicht, was wir voneinander und miteinander wollen oder sollen. Natür­lich fehlt die Berührung.

Wenn Jesus sagt „Rühre mich nicht an“, zeigt er Maria M. worauf es nun ankommt. Die Freude über das Leben, das Jesus möglich macht, soll sich nicht nur im vertrauten Jünger- und Freun­deskreis ereignen. Jesu gewinnende Liebe gilt allen Menschen. Vor allem auch denjenigen, denen es am Nötigs­ten fehlt, die ohne Hoffnung leben, ge­fangen, auf der Flucht, krank, in Ängs­ten oder anderen Krisensituationen. Es geht Jesus um eine Liebe, die Kreise zieht und nicht nur im kleinen Kreis zählt.
Das ist eine frohe Botschaft für alle. Seit Ostern hat sie immer wieder ech­te Freude gebracht. Allen wünsche ich eine frohe und gesegnete Osterzeit.

Ihr /Euer
Hartmut Sölter, Pastor