„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ (Prediger 3,1)

Wenn der Juli beginnt, spüren viele von uns, dass eine Zeit des Übergangs angebrochen ist. Schuljahre enden, die Sommerferien kündigen sich an – und auch in unserer Gemeinde ist es gerade eine besondere Phase des Abschieds.

Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden schließen ihre gemeinsame Zeit ab. Viele von ihnen blicken auf intensive Monate zurück, auf Gruppenstunden, gemeinsame Fahrten, Gespräche und Rituale. Auch die Teamerinnen-Ausbildung, die so viel Einsatz, Herz und Begeisterung gezeigt hat, findet ihr Ende. Zwei Wegstrecken, die zu einem Ziel geführt haben – und nun? Nun heißt es, Abschied zu nehmen von einer vertrauten Zeit.

Doch nicht nur bei den Jüngeren gibt es Veränderungen. Unsere langjährige Mitarbeiterin im Kirchenbüro verabschiedet sich aus der Gemeinde – nicht in den Ruhestand, sondern zu neuen Ufern: Sie beginnt eine neue Stelle im digitalen Kirchenbüro der Nordkirche. Eine spannende Aufgabe wartet auf sie, und wir lassen sie mit einem weinenden und einem lachenden Auge ziehen. Auch unsere Reinigungskraft, die mit stiller Sorgfalt für ein gepflegtes Haus Gottes gesorgt hat, verlässt uns. Ihre Dienste waren für viele unsichtbar – und doch so spürbar. Auch hier heißt es: Abschied nehmen, Dank sagen – und loslassen.

Diese vielen Abschiede berühren. Und sie werfen Fragen auf: Was kommt jetzt? Was bleibt? Was verändert sich? In solchen Momenten hilft uns ein Blick in die Bibel. Das Buch Prediger hält es nüchtern, aber tröstlich fest:

„Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit …“ (Prediger 3,2)

Es ist ein Text, der nichts beschönigt, aber alles in einen größeren Zusammenhang stellt. Er erinnert uns daran: Alles im Leben hat seine Zeit. Der Abschied gehört dazu – so wie der Anfang. Das Alte darf zu Ende gehen, weil das Neue schon am Horizont wartet.

Auch Hermann Hesse hat diesen Gedanken in seinem Gedicht „Stufen“ in Worte gefasst:

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Was für eine kraftvolle Zusage! Der Zauber des Anfangs liegt in jedem Loslassen. In jedem Kapitel, das sich schließt, schlummert bereits die nächste Geschichte. Vielleicht sind es andere Rollen, andere Aufgaben, andere Wege – aber immer wieder dürfen wir uns aufmachen.

Für unsere Konfis beginnt nun ein Leben als mündige Christinnen und Christen in der Gemeinde – vielleicht als Teamer, als Teil der Gottesdienste, als engagierte junge Menschen, die ihren Glauben neu entdecken. Für die Teamerinnen ist der Weg in die Mitarbeit nun offen – mit neuem Wissen, neuer Verantwortung, neuen Chancen.

Für die ausscheidenden Mitarbeitenden beginnt ein neuer Lebensabschnitt – sei es der Start in eine neue berufliche Herausforderung, wie bei unserer Kirchenbüro-Mitarbeiterin, oder ein persönlicher Neubeginn. Und für uns als Gemeinde beginnt mit jedem Abschied auch eine Zeit der Neuausrichtung. Wo jemand geht, entsteht Raum. Raum für neue Gesichter, neue Ideen, neue Wege des Glaubens und Miteinanders.

Es ist nicht leicht, Abschied zu nehmen. Aber wir dürfen darauf vertrauen: Wir gehen nicht leer weiter. Wir nehmen Erinnerungen mit. Wir behalten Dankbarkeit im Herzen. Und wir empfangen neue Möglichkeiten, die uns geschenkt werden.

„Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“ (Hermann Hesse)

Mit diesen Worten wollen wir in den Sommer starten. In aller Wehmut auch mit Hoffnung. In allem Loslassen auch mit Vorfreude. Denn Gott begleitet uns – durch Zeiten des Abschieds und in den Neuanfang hinein.

Daniel Perner, Gemeindepädagoge