Ich kann nicht stricken. Ich kann auch nicht Tennis spielen. Aber das stört mich nicht. Was mich stört ist, wenn mir etwas sehr wichtig ist und ich da trotzdem meinen eigenen (oder fremden) Erwartungen nicht gerecht werde. Das passiert leider zu oft. Und das zieht mich runter. Darauf komm ich gleich noch zurück…

Am 19. November 2025 ist Buß- und Bettag, ein Feiertag, an dem wir in Hamburg und so gut wie allen Bundesländern nicht frei haben. Denn der Feiertag wurde schon mehrmals abgeschafft, erst von den Nationalsozialisten und zuletzt 1994 um der Pflegeversicherung zu helfen. Buße tun, als Gemeinschaft, das haben Menschen früher traditionell in Zeiten von Krisen und Kriegen getan. In der Hoffnung, dass Gott die Krisen abwendet und den Menschen hilft. In der Reformationszeit wurde der Buß- und Bettag immer beliebter, denn Martin Luther wollte, dass Christen jeden Tag Buße tun (und sich nicht davor drücken und stattdessen die Ablassbriefe der Kirche kaufen – denn die bringen nur der Kirche Geld, aber dem Menschen selbst nichts, davon war Luther überzeugt). Heute wird in den Gottesdiensten am Buß- und Bettag oft eine Beichte vorgelesen, die Menschen mitbeten können. Schuld und Versagen werden gemeinsam anerkannt und um Kraft für eine neue Ausrichtung des Lebens gebetet. Es ist wichtig, dass das seinen Ort hat.

Jetzt komm ich zurück zum Anfang. Was ist nun wenn das, was am meisten lähmt und hindert im Leben, was eine Umkehr und Neuorientierung blockiert, nicht das eigene Versagen ist oder die eigene Schuld? Sondern die Dauerschleife im Kopf und die Erwartungen, die man nicht erfüllt hat (oder glaubt, nicht erfüllt zu haben)? Wenn man jeden Tag denkt: „Ich bin nicht gut genug!“ Was nützen mir Beichte und Buße, wenn ich mich selbst immerzu an den Pranger stelle? Ich werde doch nur dabei bestätigt: „Stimmt, du bist wirklich zu schlecht!“

An diesem Buß- und Bettag feiern wir in Bugenhagen um 18 Uhr einen Kirchspielgottesdienst für alle Gemeinden in Bergedorf mit dem Titel „Nicht gut genug – echt jetzt?!“. Wir bringen vor Gott alles, was kleinmacht, lähmt und runterzieht. Erlebnisse von Versagen, die man am liebsten vergessen will. Das ständige Nagen am Selbstbewusstsein. Und wir bitten Gott um Aufrichtung und Hoffnung. Weil wir leben wollen. Mit dem Glanz und den Rissen. Unter Gottes liebenden Augen. Herzliche Einladung dazu!

Pastorin Gwen Bryde