Liebe Gemeinde,

ich grüße Sie mit dem Wochenspruch für die erste Dezemberwoche. Der steht in Sacharja 9, 9a: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“
Dieses Jahr ist das erste Mal, dass ich mich an diesem Bibelwort stoße. Noch gar nicht fertig gedacht oder groß reflektiert, aber ich spüre, dass mir etwas nicht passt. Ein bisschen länger nachgespürt und ich merke: Es liegt am Bild des Königs.

In der Phase, in der ich diesen Artikel schreibe, wurden gerade die Wahlergebnisse aus den USA veröffentlicht und die deutsche Regierung hat sich aufgelöst. In dieser ganzen Zeit klammere ich mich irgendwie an die Demokratie. In dieser Zeit liegt mir der Gedanke eines alleinigen Herrschers ziemlich quer. Ich möchte nicht, dass die Gewaltenteilung aufgehoben wird und es einen Menschen gibt, der tun und lassen kann, was er möchte.

Ich brauche keinen Mächtigen, der vorschreibt was zu tun und zu lassen ist – vor allem keinen, der mir seine Werte aufdrücken und überstülpen will.
Einen König? Nein, danke.


Doch dann lese ich weiter: „…..ein Gerechter und ein Helfer.“ Hm, so ganz unattraktiv erscheint mir der angesprochene König dann doch nicht mehr… Mein Herz öffnet sich doch wieder ein Stück weit für einen König und ich lasse mich darauf ein ihn kennenzulernen…

Schon die Geschichte seiner Geburt bringt mich zum Nachdenken. Richtig abenteuerlich, die Reise seiner Familie von Nazareth nach Bethlehem. Kein Prunk, nicht reich geboren – eine normale Familie. Sich nicht zu fein, das letzte freie Plätzchen unter einem Dach zwischen Tieren anzunehmen. Eigentlich ist das eine Geschichte von Not und Elend. So kommt dieser König zur Welt. Dunkel, kalt, nass und stickig.

Und wie sah das dann später bei seiner Amtseinsetzung aus?

In einem Fluss wurde der junge Mann in sein Amt eingesetzt. Getauft wurde er von Johannes, seinem Freund von Kindesbeinen an. Ja, es waren ein paar Leute mit dabei – aber im Grunde war das keine Großveranstaltung. Die meisten der Leute wussten wahrscheinlich nicht einmal, dass sie einen neuen König hatten. Das große Rampenlicht braucht er also auch nicht – hört sich eigentlich ganz sympathisch an…

So, und jetzt kommt für mich das eigentlich coolste an diesem König: wurden Menschen seine Gefolgsleute?
Indem er sie gefragt hat, ob sie dabei sein wollen. Die hat er einfach angequatscht, als sie gerade bei der Arbeit waren. Irgendwelche Fischer
oder Zolleinnehmer. Und im Laufe ihrer gemeinsamen Wanderschaft wurden sie einfach dicke Freunde. Irgendwann traten politische Gegner auf die Bühne und wollten diesen König tot sehen. Spätestens jetzt wäre es doch mal Zeit, seine Machtpeitsche auszufahren und seine Gegner in die Schranken zu weisen. Doch der König verzichtet auf Gewalt. Er ergibt sich dem Urteil der Massen. Er erduldet die Verspottungen und bleibt seinem Weg der grenzenlosen Liebe treu. Dadurch sichert er sich
seine Regentschaft bei vielen Menschen bis heute. Weil die Menschen für sich erkennen: Das ist ein König, dem ich mich ergeben möchte. „Siehe, dein König kommt
zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“

Ihr und eurer
Daniel Perner