Seit dem 1.10 bin ich wieder zurück aus drei Monaten Auszeit. Sabbatical heißt das in der Nordkirche. Von Sabbat – dem 7. Tage der Woche, als Gott sich nach dem vielen Schöpfen ausgeruht hat. So erzählt es die Bibel. Schwer vorstellbar, dass Gott sich ausruhen muss. Aber umso leichter vorstellbar, dass ein Mensch sich mal ausruhen muss. Viele von euch haben mir eine gute Zeit gewünscht, und das war wirklich eine liebe Geste! Danke!

Es waren drei wunderbare Monate voller geschenkter Zeit mit freiem Kopf, gutem Schlaf, gesundem Essen und viel Bewegung. Und: Dankbarkeit.

Bereits nach ein paar Wochen Auszeit hatte ich das Gefühl, dass alles was ich zum gut leben brauche, bereits da ist. Es war nur unter einem Haufen anderer Dinge verborgen. Ich habe Bücher gelesen über Menschen, die vor langer Zeit lebten und sich intensiv mit dem Glauben an Gott beschäftigten. Da ist zum Beispiel Teresa von Avila aus Spanien. Von ihr ist der Satz überliefert: Solo Dios, basta. Gerhard Tersteegen lebte einige Jahrhunderte später, und er schrieb was das dann nochmal auf Deutsch: Gott allein ist genug.

Gwen Bryde in Marburg

Es ist der freien Zeit dieser drei Monate zu verdanken, dass ich das wieder erleben konnte. Die schönsten Dinge im Leben kann man nicht kaufen, man kann sie nur als Geschenk annehmen. Die Freude über das Leben. Das Gefühl, geliebt zu sein. Ein Tag in der Natur mit allen Sinnen. Die schönen alten Gebäude in unserer Stadt oder an anderen Orten. Teil der unendlichen Schöpfung zu sein für eine Zeit.

Und wo war ich jetzt überall? Ich habe einige Orte besucht, an denen ich früher gelebt habe. Mein Thema war: Was/ wer hat mich im Leben geprägt? Gibt es so etwas wie Heimat, und wenn ja, ist es ein Ort oder ein Gefühl oder sind es Menschen? Alle Orte besuchen konnte ich nicht, denn es waren bisher insgesamt 16 Adressen! Den allerersten Ort meiner Kindheit habe ich zu Fuß besucht, denn er liegt fast am Hamburger Jakobsweg an der Elbe. So bin ich einige Stunden mit meinen Eltern auf dem Hamburger Jakobsweg gegangen. Weitere Touren führten mich nach München (mit den Kindern) und zur ersten Kirche, an die ich mich dort erinnere. Sie ist noch in Betrieb und sieht genauso aus wie früher. Und dann ging es mit einer guten Freundin nach Marburg, wo ich im Grundstudium war. Das war auch eine sehr prägende Zeit, in der ich in Kontakt mit mehreren Strömungen von Kirche und Theologie kam. Es gäbe wie erwähnt noch einige weitere Orte zu besuchen, aber ich hatte es hier nicht auf Vollständigkeit angelegt. Es bleibt das Gefühl der Dankbarkeit für viele schöne Erlebnisse und wunderbare Orte, die ich für eine Zeit zu Hause nennen durfte. Danke an alle, die das möglich gemacht haben!

Gwen Bryde