Liebe Nettelnburgerinnen und Nettelnburger, liebe Gemeindeglieder!

„Mensch ärgere dich nicht!“

In den Mai-Ferien gab es eine Brettspiel-Bau-Aktion. Die Teilnehmenden durften mit verschiedenen Materialien selbst ihr ganz eigenes Brettspiel gestalten. Zum Abschluss der Ferienprogramm-Woche gab es einen Familiengottesdienst, der zum Thema hatte „Mensch ärgere dich nicht!“
Mithilfe des Brettspiels wurde die Geschichte vom verlorenen Sohn erzählt.

Worum geht’s?
Ein Vater hatte zwei Söhne. Beide lebten beim Vater am Hof – bis sich einer der beiden dazu entschied sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Er forderte seinen Erbteil ein und verlies den Hof in Richtung große, weite Welt. Auf dem Spielfeld lässt es sich wunderbar darstellen, weil das „Zuhause“ farblich markiert ist und alles drum herum eine große Reise darstellt.

Der reisende Sohn versucht also sein Glück und spielt mit seinem Erbe. Mal kommt er weiter, mal verliert er. Doch irgendwann ist von seinem Erbe nichts mehr da. Das Glück hat ihn verlassen und er landet im Aus. Jesus erzählt, dass der Sohn richtig am Boden zerstört ist. Er ist so verzweifelt, dass er als Schweinehirt arbeitet und sich sogar das Essen mit den Tieren teilt.

In dieser Situation erinnert er sich zurück an „die guten, alten Zeiten“. Am Hof des Vaters war es doch gar nicht so schlecht. Er hatte, was er zum Leben brauchte und noch viel mehr. Sogar um die Knechte kümmerte sich der Vater hervorragend.

Also setzt der Sohn das letzte ein, das ihm verbleibt – seinen Stolz. Er sagt zu sich selbst: „Ich werde zu ihm gehen und ihn um Verzeihung bitten. Vielleicht wird er mich dann als Zeitarbeiter anstellen.“ Also begibt er sich auf die Heimreise.

Da passiert etwas „regelwidriges“! Der Sohn muss den Weg nach Hause gar nicht alleine bewältigen. Der Vater verlässt sein Haus und läuft dem Sohn entgegen. Er umarmt ihn, herzt ihn und feiert die Heimkehr seines Sohnes mit einem Freudenfest.

Als der ältere Sohn das mitbekommt, wird er stinksauer und zieht sich beleidigt zurück. Der Vater sucht ihn und erkundigt sich nach seinem Ergehen. Der Sohn beklagte sich über diese Un gerechtigkeit. Wie könne der Vater für diesen „Sohn“ das Kalb schlachten, obwohl er ihm doch die Treue gebrochen hat und nie daheim war? Er hat nie geholfen, sich nicht mal erkundigt, wie es zu Hause aussieht! Dem treuen Sohn aber, der immer zu Hause war – für den gab es nicht einmal eine Ziege für die Feier mit Freunden. „Mensch ärgere dich nicht!“? Nein! Der Vater sagt etwas anderes. Er sagt:

Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

Lukas 15, 31-32 (LUT 2017)

Echter Trost – das ist, was der Vater bietet. Du hast schon alles. Und heute bekommst du noch mehr – deinen Bruder zurück.

Liebe Gemeinde,

wo finden wir in dieser Geschichte Platz? Lassen Sie mich ein Gedankenspiel beginnen, dass wir gerne im Gespräch weiterspinnen
können: Was wäre, wenn „das Haus des Vaters“ das Kirchengelände in Nettelnburg wäre? Wer wäre dann dort zu Hause?

Meinem Empfinden nach sind es die Menschen, die sich dort bereits wohl fühlen und regelmäßig ein und aus gehen – zum Gottesdienst, zum Chor, zur Jugendgruppe,
zum Seniorenkreis usw. Welche Rolle nehmen diejenigen ein, die zu Hause sind? Ich meine, sie sind „älterer Bruder“ oder auch „ältere Schwester“.
Ich frage mich: Wie können wir als älterer Geschwisterteil einen Teil dazu beitragen, dass sich unsere Geschwister bei uns Willkommen fühlen? Welchen Bruder
würden wir uns wünschen? Ich würde mir einen älteren Bruder wünschen, der sich mit dem Vater zusammen auf den Weg macht und mich abholt.

An dieser Stelle: Herzliche Einladung zum Konfirmandenbegrüßungsgottesdienst am Samstag, 20.08.22, um 18 Uhr auf dem Kirchengelände.

Daniel Kunert, Gemeindepädagoge